Lenard Klein
CAFÉ SODA SELECTS x DR. MARTENS
Video: Lars Zimmermann
Photo, Text, Art Direction: Leonie Hinrichs
Was verbindest du mit der Café Soda?
Ich habe bei Café Soda immer das Gefühl, dass es ein Melting-Pot aus qualitativen, guten internationalen Bookings und Hamburgs Finest ist. Auch für mich als Künstler ist die Art und Weise, wie Café Soda aufgestellt ist, sehr energiegeladen.
Gerade bei meinem ersten Set, das das Closing war, habe ich gemerkt, dass man wirklich in der Masse steht. Man ist sehr verbunden mit dem Publikum. Ich mag es auch immer, wenn ich in Clubs spiele oder bei Partys bin, dass man nicht das Gefühl hat, auf einer Bühne zu stehen. Ich sehe mich selbst auch als Teil der Crowd, denn ich tanze gerne und wenn man auf Augenhöhe mit allen ist, kann man am besten interagieren.
Ist das etwas, was dich als Dj auszeichnet?
Ich versuche immer, mich am Vibe und Sinn des Sets zu orientieren. Gerade wenn ich ein Opening spiele, ist es wichtig, dass man nicht over-paced.
Das sind auch Dinge, die ich in den letzten sieben bis acht Jahren als DJ gelernt habe. Aber grundsätzlich ist es wichtig, denke ich, flexibel zu bleiben und die Sets nicht zu starr vorzubereiten. Denn man möchte mit der Party zusammenwachsen und etwas Neues daraus schaffen.
Das gelingt meiner Meinung nach nur, wenn man offen bleibt und aufmerksam auf das reagiert, was um einen herum passiert. Ich stelle mir vor, dass je näher man an den Leuten dran ist, desto besser kann man auch einschätzen, ob sie motiviert sind und wie die Stimmung ist. Ich beobachte Bewegungen, und ich muss auch sagen, dass Café Soda meistens tagsüber stattfindet, was bedeutet, dass man alles sehen kann. Man sieht, wie die Leute tanzen, man erkennt ihre Reaktionen direkt, und diesen Austausch schätze ich wirklich sehr. Denn normalerweise bin ich eher ein Club-DJ und spiele auf Partys, die vielleicht etwas abgeschotteter sind.

Warum hast du dich als DJ für Hamburg entschieden?
Momentan beobachte ich, wenn wir beispielsweise mit der Kinky Sundays in anderen Städten Partys veranstalten oder durch eigene Reisen, was in anderen Szenen so passiert. Und wenn ich das mit Hamburg vergleiche, glaube ich, dass die Stadt sehr viele Chancen bietet. Es entsteht viel Neues, gerade durch Restriktionen und Clubschließungen. Ich habe das Gefühl, dass sich so kleine Cluster wieder zusammenfinden, die sich zuvor gebildet hatten. Das finde ich großartig, denn ich glaube, nur durch Austausch und Offenheit kann immer wieder etwas Neues entstehen. Ich sehe neben dem Mangel an Clubs definitiv auch die Chance, dass etwas Neues entsteht.
Ich glaube auch auf jeden Fall, dass man als Künstler aus Hamburg glücklich über die Chancen sein sollte, weil man sich hier natürlich seine eigene Stadt ein wenig mit aufbauen kann. Die Szene ist im Vergleich zu anderen Städten noch nicht zu einem Music-Capital geworden. Ich sehe ein enormes Potenzial und bin auch froh, dass ich dabei helfen kann, dies zu formen und zu prägen oder hier eine Plattform zu haben, die einem in anderen Städten vielleicht manchmal fehlen würde.
Verglichen mit den Möglichkeiten, die ich früher im Ruhrgebiet hatte, bin ich auf jeden Fall glücklich darüber, was in Hamburg teilweise passiert. Gerade jetzt gibt es noch viel Luft nach oben. Ich finde, dass es letztendlich die Verantwortung jedes Einzelnen ist, daran mitzuwirken.
Hat die Stadt deinen Sound geprägt?
Ich glaube, dass der Sound, den ich in den letzten Jahren für mich entdeckt habe, besonders durch meine Residenz bei der Kinky Sundays und im PAL entstanden ist. Es ist ein Club-Sound, der nicht unbedingt auf den großen Bühnen vorherrschend, sondern für intime Räume und Situationen gemacht ist. Diesen Sound nach außen zu transportieren, sehe ich als eine neue Möglichkeit.
Ich merke natürlich auch, wie ich mich immer vor jeder Party damit auseinandersetze, um welche Art von Veranstaltung es sich handelt, wie die bisherigen Bookings waren und was die Kernaussage ist. Ich versuche mich darauf einzulassen, aber gleichzeitig auch meine Linie beizubehalten. Am Ende des Tages denke ich jedoch, dass es als DJ wichtig ist, das Gesamtbild im Blick zu behalten und sich nicht zu ernst zu nehmen, sondern die Party und die Stimmung zu fördern.
Ich glaube, das ist so ein bisschen das, was ich mit meiner Musik und einem gewissen Happiness-Effekt, der immer präsent ist, vermitteln möchte.
Worauf freust du dich besonders beim Café Soda Festival?
Ich bin gespannt den Mainfloor im Übel und Gefährlich zu eröffnen. Ich glaube, das wird dann irgendwie ein schöner Übergang in die Nacht. Und natürlich habe ich bei dem Line-up richtig Bock auf den Abend.