Najeh
FMN
CAFÉ SODA SELECTS x DR. MARTENS
Video: Lars Zimmermann
Photo, Text, Art Direction: Leonie Hinrichs
Du bist seit Anfang an ein Teil von Café Soda. Magst du ein wenig über deine persönliche Geschichte erzählen, Jan?
Café Soda ist für mich eine lange, kontinuierliche und tolle Reise. Seit den Anfängen 2018 gehöre ich zum Team. Für mich ist es eine sehr intensive und schöne Residency. Ich habe dort meine Base, in der ich mich definitiv sehr ausleben kann, und das nicht nur als Künstler, sondern auch im Bereich Booking an der Seite von Hannes und zukünftig als A&R vom Café Soda Label. Es macht mir sehr viel Spaß, mich in all diesen unterschiedlichen Bereichen einzubringen. Dafür bin ich dankbar.
Hast du im Café Soda schon immer House-Musik gespielt?
Ich habe mich schon immer sehr für Musik interessiert, die Drum-bezogen ist. Ich bin nicht der größte Fan von vielen melodischen Elementen. Ich mag einfach den Oldschool-Klang. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass ich eigentlich schon immer House mit einem kleinen Hang zum Techno spiele. Nach über 10 Jahren bin ich aktuell an einem Punkt, wo ich als Künstler extrem happy mit dem Sound bin, den ich spiele. Für mich ist das ein sehr befriedigendes Gefühl.
Gibt es Rituale, die du jedes Mal, bevor du spielst, machst?
Ich glaube, ich habe kein richtiges Ritual vor dem Auflegen, aber ich habe eine kleine Eigenart. Ein paar Stunden vor meinem Set höre ich auf, mit Leuten zu sprechen. Das ist wahrscheinlich die einzige Situation in meinem Leben, in der ich introvertiert bin. Aber in dieser Phase brauche ich Ruhe und Fokus. Manche denken dann vielleicht: Ist der schlecht gelaunt? Ist er arrogant? Hat er keinen Bock? Nein, ich bin einfach nur extrem konzentriert. Ich brauche diese Zeit, um mich auf mein Set vorzubereiten. Erst nach ca. 15-20 Minuten schaue ich das erste Mal so richtig hoch, in die Menge und denke: Es ist alles okay. Und dann kann ich richtig loslassen.
Inzwischen komme ich am liebsten erst 15 Minuten vor einem Set in der Location an und starte direkt rein. Das hilft mir am besten bei der Vorbereitung.

Viele andere DJs sagen, dass sie gerne früher da sind, um den Vibe zu checken. Geht dir das nicht so?
Ich bin gerne so unbeeinflusst, wie es geht. Wenn ich eine halbe Stunde oder 15 Minuten vorher ankomme, sehe ich ja, wie die Energie auf dem Floor ist.
Über all die Jahre, die ich nun Musik mache, hat sich herauskristallisiert, dass das für mich auf jeden Fall der bessere Weg ist.
Woher nimmst du deine größte Inspiration?
Es gibt unglaublich viele Dinge, die mich laufend inspirieren. Ich liebe den Vibe und den Puls einer Stadt. Außerdem nehme ich persönlich immer sehr viel vom Touren mit. Auf meiner Reise nach Australien dachte ich mir zum Beispiel: 'Wow, du fliegst gerade komplett alleine ans andere Ende der Welt, um Menschen zum Tanzen zu bringen.' Solche Momente geben mir viel Energie, die mich wiederum inspiriert. Meinen eigenen Weg zu gehen, die unterschiedlichen Orte und Begegnungen auf jeder Reise – da nehme ich am meisten mit. Generell inspirieren mich immer Leute, die ihren Weg gehen und durchziehen, was sie machen.
Also ist es nicht einmal speziell Musik, die dich inspiriert?
Musik ist immer ein großer Bestandteil, und natürlich gehört es dazu, immer wieder neue Tracks zu suchen und Zeit im Studio zu verbringen. Aber was mich wirklich nachhaltig beeinflusst, ist das Reisen und der Vibe einer Stadt. Wenn ich an einem anderen Ort bin, nehme ich mir immer Zeit, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Ich lasse mich durch unterschiedliche Viertel treiben, beobachte Menschen, lasse alle Eindrücke auf mich wirken. Ich ziehe daraus so viel Energie und Inspiration, die ich dann in meiner Musik verarbeite. Dadurch entsteht mein Sound.
Wie kam es zu deinem neuen Live-Projekt?
Ich finde es immer super interessant, wenn man sich neuen Aufgaben stellt. Berus und ich kennen uns seit über 10 Jahren. Früher bin ich immer zu seinen Shows gegangen und habe mir seinen Sound angehört. Letztes Jahr kam er aus Berlin wieder nach Hamburg und hat sich bei mir gemeldet. Ich war schon immer ein großer Fan von dem, was er musikalisch macht. Irgendwann haben wir uns dann im Studio getroffen. Die Energie zwischen uns war so gut, dass wir am ersten Wochenende bereits drei Songs fertiggestellt und am zweiten langen Wochenende vier Tracks durchgezogen haben. Da haben wir beide gemerkt – okay, das ist irgendwie ein anderes Level! Wir kommen super krass miteinander klar, wir müssen hier weitermachen! Wie heißen wir? Frag Maddin, Najeh - FMN.
Beim Café Soda Festival habt ihr euer Debüt. Wie fühlt es sich an, so kurz vor dem ersten Gig?
Das Café Soda Festival ist für mich etwas sehr Emotionales. Wenn man sich anschaut, wie die Idee gewachsen ist, bis hin zu einem Festival auf dem Heiligengeistfeld, mitten in Hamburg. Das ist natürlich etwas, was mich total glücklich macht. Gleichzeitig ist es aber auch der Startschuss für etwas Neues, für FMN Live.
Das Festival ist dieses Jahr sehr besonders für mich. Zunächst einmal, weil ich dort als Künstler zweimal spielen darf. Außerdem habe ich mit Hannes über einen sehr langen Zeitraum das Line-Up zusammengestellt.
Zusätzlich FMN auf den Plakaten zu sehen und zu erleben, dass alles so geklappt hat, wie wir es uns vorgestellt haben, ist natürlich am Ende echt krass. Seit sieben Monaten produzieren und bereiten wir alles vor, haben sehr hart und sehr viel daran gearbeitet. Das Ergebnis davon das erste Mal zu präsentieren, ist für uns beide etwas ganz Besonderes. Eine Erfahrung, die man nicht vergessen wird.
Hattest du ganz spezielle Vorstellungen oder Ideen, als du Jan angeschrieben hast, Berus?
Eine ganz konkrete Idee hatte ich nicht. Ich habe im Laufe meiner Karriere festgestellt, dass es mich eigentlich völlig nervt, immer ständig alleine unterwegs zu sein. Wie sagt man so schön, nichts hat einen Wert, wenn man es mit niemandem teilen kann. Ich habe mich mit Jans Musik auseinandergesetzt und habe gemerkt, dass das sehr gut funktionieren könnte. Er war dann genau der Richtige.
Und warum live?
Live ist einfach der nächste Schritt. Ich glaube, wir waren beide an einem Punkt, wo wir Bock hatten, noch einmal einen Step weiterzugehen. Wir brauchten irgendwas, was uns aus unserer Komfortzone rausholt. Das Ergebnis davon ist unsere erste Live Show am 01.06.
Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
Jan: FMN ist ein Raw-House-Live-Projekt und für mich ist das Kick-Drum-Bassline-HiHat.
Berus: Für mich ist es analog, aus dem Bauch heraus, distorted.
Jan: Und wir dürfen Fehler machen. Ich glaube, das ist etwas, was Berus mir sehr schnell beigebracht hat. Fehler dürfen passieren.
Berus: Perfektion in der Imperfektion.
Wann spielt ihr auf dem Café Soda Festival?
Wir spielen unser Live-Set im Night-Part im Übel und Gefährlich nach Lenard Klein. Von 01 bis 02 Uhr vor der wunderbaren Shanti Celeste.