EliaHaze B2B
DJ Source
CAFÉ SODA SELECTS x DR. MARTENS
Video: Lars Zimmermann
Photo, Text, Art Direction: Leonie Hinrichs
Wie würdest du deinen und euren Sound beschreiben, Elia?
Viel, viel Groove-Techno, aber auch voll viele Breakbeats, vor allem, wenn ich mit Nils zusammen auflege. Ich glaube, wenn wir ein Set zusammen spielen, das zwei Stunden dauert, gehen wir wahrscheinlich durch acht Genres durch. Manchmal spielen wir sogar Hip-Hop mit rein. Wir haben es geschafft, einen festen Sound zu haben, der in verschiedene Genres übergeht. Das kam auch erst mit der Zeit, weil wir natürlich viele Erfahrungen gesammelt haben. Ich würde sagen, es ist ein treibender Sound, der manchmal Ausflüge macht, die nicht allzu ernst sind, aber trotzdem irgendwie gut in das Gesamte passen. So würde ich das zusammen beschreiben.
Also findest du es gar nicht mehr so wichtig, nur einen Sound zu haben?
Ich finde es schon geil, wenn du als Artist einen Wiedererkennungswert hast und dafür auch gebucht wirst. Ich habe immer Spaß daran zu sehen, dass der Dancefloor so funktioniert, und ich glaube, wenn wir eine Idee haben, die wir lustig finden, dann ziehen wir das auch durch. Vor allem, wenn ich mit Nils zusammen auflege, sagen wir: "Okay, wir haben ein großes Spektrum an Sound, und je nachdem, wie oder wo wir sind und wie die Crowd reagiert, können wir durch das Spielen verschiedener Genres Ausflüge in verschiedene Richtungen machen." Wir wollen ja die Party vorantreiben und eine gute Stimmung erzeugen. Ich glaube, das ist unsere Mission, wenn wir Musik machen.
Ist es schwieriger in den Vorbereitungen, durch mehrere Genres auch mehr Auswahl zu haben?
Als wir bei Hör Berlin aufgelegt haben, war es das allererste Mal, dass ich mir dachte, jetzt muss ich ein Set spielen, das nur ein Genre hat, und ich habe mich damit so schwer getan. Ich habe wirklich gemerkt, dass ich eigentlich viel lieber etwas anderes reinmixen würde. Einerseits macht das die Vorbereitung ultra schwer, weil du eine riesige Library hast, mit 25 verschiedenen Genres und 25 verschiedenen Unterkategorien. Andererseits macht es das auch viel entspannter, weil wenn die Stimmung gerade voll gut ist und du merkst, die Leute haben nach einem 20-minütigen nur-Techno-Set plötzlich Bock auf etwas komplett Funkiges oder Breakiges, dann kannst du es einfach reinmachen. Ich finde es immer cool, dass wir uns selbst die Freiheiten geben, nicht nur eine Schiene zu fahren.
Ich glaube, das ist es, was uns ausmacht – die Crowd lesen und mit den Leuten interagieren. Nils hat im PAL, ich glaube am vorletzten Abend aller Zeiten, bevor das PAL zugemacht hat, als Opening-Song einen alten Hip-Hop-Track gespielt, und das würde sonst kein anderer machen, aber Nils darf das halt.
Das ist auf jeden Fall die große Kunst: zu wissen, das kann ich jetzt bringen, und dann auch so viel Empathie für den Raum und die Leute zu haben und zu wissen, das passt jetzt auch, wenn ich danach eigentlich etwas komplett anderes machen würde.
Nils, wie kamst du auf deinen Künstlernamen Dj Source?
Mein Name ist DJ Source – „die Quelle“ des guten Sounds, da ich auch sehr diverse Musik spiele. Das ist ein bisschen die Idee dahinter. Vor Corona haben wir hauptsächlich Trap-Partys gemacht, und ich hatte eigentlich einen sehr starken Hip-Hop-Einfluss in meinem Sound. Aber ich habe die Corona-Zeit auf jeden Fall sehr intensiv genutzt und meinen Sound extrem weiterentwickelt.
Wir hatten oft illegale Partys bei den Elbbrücken, und dort habe ich zum ersten Mal die Energie einer Crowd gespürt, die nicht in einem Club ist. Die Energie, die ein Four-to-the-Floor-Techno-Sound bei den Menschen auslösen kann, fand ich schon sehr krass. Seitdem ist mein Sound auf jeden Fall auch sehr technolastig. Ich spiele hauptsächlich auf Partys, bei denen die Crowd eher zum Tanzen da ist und nicht unbedingt, um Moshpits zu starten und komplett abzugehen.
Welche Musik inspiriert dich momentan am stärksten?
Ich spiele super gerne auch sehr dirty Elektro aus den östlichen Ländern. Ich finde es einfach spannend, wie sich der Sound dort gerade entwickelt, und ich glaube, ich entwickle mich damit auch weiter.
Ich finde es sehr interessant, wie diese Bootleg-Welle gekommen ist. Vor zwei, drei Jahren hatte ich eine Phase, in der ich super gerne voll den harten Techno gespielt habe und zwischendurch mal ein corny Bootleg, das komplett aus dem Konzept gerissen war – mit irgendwelchen alten Young-MC-Hip-Hop-Vocals oder 2000er Nelly Furtado-Vocals. Es ist einfach sehr interessant, wie sich gerade dieses Hip-Hop- beziehungsweise Rap-Ding mit Techno kreuzt.
Ich bin immer auf der Suche nach neuem Sound. Das ist eigentlich das Geile daran, ein Künstler zu sein – du bist ja immer noch Künstler und kannst am Ende machen, was du willst.
Das, was Elia vorhin gesagt hat über das PAL, war ein sehr besonderer Abend für mich. Es war für mich eine große Ehre, am vorletzten PAL-Abend auf dem Mainfloor ein zweieinhalb-Stunden-Set zu spielen, mit all meinen Freunden in der Crowd. Es war einfach nur super schön. Ich habe lange überlegt, ob ich mit "Grove St. Party" von Waka Flocka Flame als Opening Track anfangen soll. Es war wirklich ein so intensives Opening.

Würdest du deinen Sound ähnlich wie Elia beschreiben?
Jedes Mal, wenn ich versuche, meinen Sound zu beschreiben, muss ich etwas lachen. Es ist ein bisschen Breaks, Elektro, aber auch ruhiger Groove. Ich will mich auch nicht festlegen. In erster Linie sehe ich mich als Künstler und nicht unbedingt nur als DJ. Ich bin viel unterwegs in Hamburg und schaue mir viele Sachen an. Ich habe viele Bekannte, die auch Veranstaltungen machen, und bin immer super gerne am Start, wenn Leute aus anderen Städten auflegen. Ich lasse mich super gerne inspirieren. Ich finde es total wichtig, weil du so viele Einflüsse in dein Handeln einbringen kannst, und das ist, glaube ich, das A und O, was mich ausmacht.
Mit Elia ist es auch so, dass wir uns irgendwie gefunden haben und es passt einfach super. Elia liebt es, sein eigenes Ding durchzuziehen und gar nicht darauf zu achten, was andere machen, während ich sehr darauf achte, was andere machen, und mich davon inspirieren lasse.
Ein großer Einfluss, den ich mitgenommen habe, stammt definitiv aus dem Ursprung von Memphis-Rap und Untergrund-Hip-Hop. Die ganze Sample-Culture hat sich jetzt stark auf die elektronische Musik übertragen, was ich unglaublich interessant finde. Die ganze neue Generation, wie Xavier Wulf und den ganzen Southside-Rap, verbindet sich gerade mit der elektronischen Musik. Es ist immer häufiger, dass man in Elektro- oder Break-Tracks Memphis-Vocals wiederfindet. Da ich, wie gesagt, mit Phonk und Hip-Hop angefangen habe, finde ich es super, wie sich das gerade entwickelt. Ich kann quasi beides in einem spielen und trotzdem meinem Sound treu bleiben.
Auf dem Café Soda Festival spielt ihr zum ersten Mal. Freust du dich darauf, Nils?
Ich spiele mit Elia das Opening, darauf freue ich mich schon ganz doll. Wir spielen auf der Techno Stage von 11 bis 14 Uhr. Das ist auch mal etwas Neues. Ich spiele tendenziell eher ungern Openings, weil ich eigentlich ein DJ bin, ein Künstler, der die Energie der Crowd auf jeden Fall braucht, um in den Flow zu kommen. Diese 3-Stunden-Sets, Back to Back, finde ich super, weil du nach anderthalb Stunden so drin bist, dass du gar nicht mehr nachdenken musst.
Ich weiß noch gar nicht genau, welchen Sound wir spielen werden. Ich dachte erst einmal, wir spielen sehr entspannt, auch ein bisschen breaky, vielleicht am Anfang ein bisschen Ghetto-House, Detroit-Techno, etwas chilliger. Aber ich denke, wir werden in der letzten Stunde auf jeden Fall nochmal ein bisschen Gas geben und unseren Sound so gut wie möglich repräsentieren. Es ist ein super qualitatives Booking, zum Beispiel Bae Blade bei Partyboi69 im Label. Partyboi hat mich damals sehr inspiriert mit diesem Ghetto-Elektro-Sound, der 2018/19 aufgepoppt ist. Es ist mir auf jeden Fall eine Ehre, dort zu spielen. Es ist nicht selbstverständlich, dass zwei junge Burschen wie wir so eine Möglichkeit bekommen, auf so einem tollen Line-Up zu stehen, und das schätze ich auch sehr.